St. Vinzenz Pallotti Katholische Kirche in Bad Zwischenahn, Edewecht und Rastede/Wiefelstede

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Ansprechpartner und Handzettel Begegnungscafe

Rainer Theuerkauff

Handy: 01755861617

rainer@theuerkauff.de

Wer sich noch engagieren möchte, ist herzlich willkommen.

1. Begegnungs-Café

Ein überraschender Start „Lasst uns die Tassen und Teller und den Kuchen auf den Tresen stellen, dann kann sich jeder nehmen, was er möchte. Und wir müssen nachher das Geschirr nicht unbenutzt wieder von den Tischen zurückräumen“. Es war kurz vor 15.00 Uhr, als einige ehrenamtliche Helfer erwartungsvoll alles vorbereiteten. Dann plötzlich kamen die ersten – ein bisschen fragend standen sie vor der Tür, bis wir sie hereinbaten. Gastgeber mit den Geflüchteten aus der Ukraine, Zwischenahner, die noch Wohnraum anbieten wollten. Helfer, die sich zur Verfügung stellen, weil sie übersetzen konnten. Der Lautstärkepegel stieg, die Tische wurden auseinandergestellt, damit mehr Personen daran Platz hatten, Kuchen musste nachgeordert werden, wohl mehr als 60 Personen waren zusammengekommen (bei 50 habe ich aufgehört zu zählen). Die „Küchenmannschaft“ kam ins Schwitzen. Dank der digitalen Medien und der NWZ hatte sich die Einladung schnell verbreitet.  Es war gar nicht einfach, alle Gäste auf deutsch und ukrainisch zu begrüßen, so intensiv war der Austausch von Erfahrungen und Informationen. Die zweisprachigen Helfer waren belagert. Hier konnte eine Unterkunft für eine Mutter mit Kindern angeboten werden, dort wurde eine Anmeldung zu einem Sprachkurs ausgefüllt. Traurige Erfahrungen wurden geteilt (wie kann eine so grausame Situation in unserer Zeit stattfinden) und Mut zugesprochen (gemeinsam können wir einander beistehen). Das Bedürfnis nach Austausch und Gemeinschaft ist offensichtlich und schnelle Hilfe erforderlich.

Ich danke allen von Herzen, die mitgemacht haben und mitmachen, damit wir nach Ostern (ab 25. April wöchentlich) weiter zum Begegnungs-Café einladen können. Nach der „Ersten Hilfe“ ist weitere Unterstützung erforderlich: Bankkonto, Behörden, Formulare, Schriftverkehr. Und es kamen Fragen, z.B.: Wo können Mütter mit ihren Kindern einen Raum finden, um sich zu treffen? Wie können wir die Geflüchteten erreichen, da die Kommune aufgrund des Datenschutzes keine Adressen herausgeben kann? Wann beginnen die Sprachkurse? Wo könnte ich Arbeit finden? Kann ich hier weiter studieren?

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2. Begegnungs-Café

„Es ist besser, wir stellen die Tische in kleinen Gruppen“. Gesagt – getan! Aber an kleine Gruppen passen mehr Stühle als an einen langen Tisch. 55 Stühlen waren schnell verteilt, die Tische noch nicht alle bestückt. Na ja, so viele werden sicherlich nicht kommen! Die Küchenmannschaft war schon fleißig am Wirken, Kaffee/Tee gekocht, der gespendete Kuchen auf Tellern verteilt. Ob er wohl ausreicht? Vor 3.00 Uhr standen schon kleine Grüppchen vor der Tür. Noch werden die Stühle ausreichen. Aber dann ging es so richtig los. Insgesamt mehr als 70 Personen, die sich im Laufe des Nachmittags einfanden. Zum Glück wurde auch noch später Kuchen gebracht. Es reicht wie immer und zum Schluss war sogar noch einiges übrig. Das kennen ja wir aus den Geschichten von Jesus! Auf den Tischen waren viele Tabellen, Fragebogen und Informationsblätter ausgelegt. Alles war in Ukrainisch und Russisch übersetzt. Da wir wegen des Datenschutzes offiziell keine Adressen bekommen, wünschen wir uns, dass viele bereit sind, uns ihre Daten selbst zu geben, damit wir weitere Informationen und Einladungen gezielt verteilen können. Besonders schwierig war es nun, ohne Mikrophon allen unsere Absicht mitzuteilen. Ein babylonisches Stimmengewirr erfüllte den ganzen Raum. An Abstandhalten war gar nicht mehr zu denken. Wie gut, dass die Bestimmungen gelockert sind. Der Kicker war von Jugendlichen umlagert und hinter einem Pfeiler hatte eine freundliche Dame auf dem Teppichboden ein Memoryspiel ausgebreitet, um das sie mit einigen Kindern herumsaß und spielte. Das ging auch ohne zu übersetzen. Viele sind schon recht gut informiert und stellten nun ganz gezielte Fragen. Die wenigen Übersetzer waren wieder ständig belagert. Wie, wo, wann bekommen wir unsere Registrierung? Wann und wo beginnen die Sprachkurse? Können oder müssen unsere Kinder in die Schule gehen? Wo können wir eine geeignete Wohnung bekommen? Können wir selbst etwas unternehmen? Amtliche Anträge auf Ausstellung von Dokumenten wurden ausgefüllt. Die Listen der KVHS und LEB für die Anmeldungen zu Sprachkursen füllten sich. Der CVJM konnte mit einer ukrainischen Erzieherin Kontakt aufnehmen, um zu überlegen, was für Kinder und Jugendliche angeboten wird oder werden könnte/sollte. Ganz praktische Fragen standen im Vordergrund trotz aller Sprachbarrieren. Was ist in Deutschland üblich oder möglich? Was kann digital erledigt werden (jeder hat schließlich sein Smartphon). Wie kann ich Fahrradfahren lernen? (Es werden von der Verkehrswacht Kurse angeboten). Wo kann ich mir ein Fahrrad ausleihen? Kann man im Internet einfach Filme streamen, wo immer man sie bekommt? (Darf man bei uns nicht!) Wo bekomme ich einen günstigen Telefontarif und gutes Internet (nicht so einfach im Ammerland)? Ich habe den Eindruck, die Menschen möchten ihr Leben hier einfach weiterleben und so schnell wie möglich wieder zurück in ihre Heimat. Das ist anders als 2014/15, auch wenn es viele Parallelen gibt. Es ist nicht der Wunsch in ausführlichen Integrationskursen die Einbürgerung zu bekommen. Und wir bekamen interessante Informationen zu hören: Die Kinder werden z.T. digital von ihren Lehrern aus der Ukraine unterrichtet. Die Lehrpläne sind ganz anders als bei uns. Schon im Kindergarten lernen die Kinder z.T. den Stoff, der bei uns erst in der 1. und 2. Klasse dran ist (zählen bis 100). Außerdem werden sie schon früh angeleitet, zuerst die kyrillische (ukrainische) und dann die lateinische Schrift (im Zusammenhang mit Englisch) zu lesen. Wahrscheinlich waren längst nicht alle Fragen beantwortet, als um 17.00 Uhr immer noch ein paar Grüppchen zusammenstanden. Aktive Ehrenamtliche überlegten immer noch, als gegen 18.00 Uhr die Tische wieder zurückgestellt waren und der Raum abgeschlossen werden musste, wie alles anders organisiert und effektiver gemacht werden kann. Vielleicht können die Begegnungsnachmittage jeweils unter ein bestimmtes Thema gestellt werden, zu dem dann umfassend informiert werden kann. Es ist jedenfalls offensichtlich: Es gibt noch viel zu tun!

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3. Begegnungs-Café

Jedes Begegnungs-Café bringt neue Highlights. Es dauerte nicht lange, bis der Raum, wie schon fast gewohnt, wieder ganz gefüllt war. In der Küchenecke war reichlich Kuchen vorhanden, niemand würde leer ausgehen. Aber schon im Eingangsbereich fiel sofort ins Auge, dass dieses Mal etwas anders war. Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen vom CVJM hatten auf dem Fußboden im Eingangsbereich jede Menge Spielzeug ausgebreitet. Bewegungsspiele, Lego, Puppen und Kuscheltiere, Bastelmaterial und Buntstifte. Einige Kinder fanden die Verlockung doch so groß, dass sie die Mütter losließen, um neues zu entdecken. Das wird sich sicherlich rumsprechen. Nächsten Montag wird wieder alles vorbereitet sein.

Wir hatten uns überlegt, den Nachmittag irgendwie etwas zu strukturieren. Ein Tisch war wieder mit Formularen gefüllt „Antrag auf Zulassung zur Teilnahme am Integrationskurs gemäß §5 Absatz 1 Integrationsverordnung (IntV)“. Wie gut, dass wieder zweisprachige Helferinnen mit dabei waren, die die komplizieren Amtsdeutschformulierungen erklären und die nur auf Deutsch vorliegenden Formulare ausfüllen konnten. Aber viele der Geflüchteten möchten keinen mindestens 700 Stunden langen Integrationskurs mitmachen, sondern eigentlich so schnell wie möglich wieder zurück in die Heimat. Deshalb hatten Ehrenamtliche die Idee, einen ganz einfachen Deutsch-Basis-Kurs anzubieten. Im Nu war der Tisch umringt, an dem sich die Interessierten anmelden konnten. Mehr als 20 Personen wollten am liebsten sofort beginnen. Nun hoffen wir, dass es in der nächsten Woche wirklich schon losgehen kann. Erst einmal drei Wochen lang an vier Vormittagen je zweieinhalb Stunden. Denn ganz spontan haben sich drei Ehrenamtliche bereit erklärt, diesen Unterricht zu übernehmen.

Der absolute Höhepunkt allerdings war, als zwei junge Ukrainerinnen zwei selbstgebackenen und in ukrainischen und deutschen Nationalfarben mit Herz und Wappen dekorierten Riesentorten hereinkamen. Da gab es großen Applaus.

Ein wenig ist inzwischen auch die anfängliche Befangenheit gewichen. Probleme wurden erwähnt in Bezug auf die Unterbringung. Noch immer fehlen angemessene Wohnmöglichkeiten. Kranke wissen nicht, wie sie an eine Behandlung kommen können. Eltern suchen Rat für den Schulunterricht ihrer Kinder. Vieles lässt sich in einem ersten Gespräch nicht klären. Auf allen Tischen waren die Smartphons überfordert, um mit Übersetzungsprogrammen die Verständigung zu ermöglichen. Oft war es einfach zu laut.

Am nächsten Montag ist wieder Begegnungs-Café. Es wird nicht immer neues zu berichten geben. Möglich ist das alles nur, weil wir uns auf ein tolles Team verlassen können, das sich um alles kümmert. DANKE, DANKE!

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4. Begegnungs-Café

Sternförmig gingen die drei kleinen Gruppen auseinander. Gut zwanzig Personen hatten sich am Montagmorgen „am Wels“ getroffen. Menschen aus der Ukraine, die die ersten Grundlagen in der deutschen Sprache lernen wollen und drei Ehrenamtliche, die sich spontan bereit erklärt hatten, die Einführung in unsere Sprache zu übernehmen. Kurzfristig konnten wir drei Räume organisieren: im Haus Feldhus, in der Alten Pastorei und im Gemeindehaus der Katholischen Kirche. Nun waren die drei „Klassen“ erwartungsvoll unterwegs zu ihrer ersten Deutschstunde. Im Begegnungs-Café am Nachmittag wurde fröhlich und voll Begeisterung davon berichtet.

Wieder waren über 60 Menschen zusammengekommen. Leider konnte an diesem Nachmittag nur eine Übersetzungskraft mit dabei sein, so dass wahrscheinlich etliche Fragen unbeantwortet blieben. Aber nicht nur die Menschen aus der Ukraine haben viele Fragen. Noch immer ist das Problem der Unterbringung riesengroß, zumal viele, die vorübergehend eine Wohnmöglichkeit angeboten, diese für ganz andere Zwecke vorgesehen hatten. Aber niemand möchte Menschen „auf die Straße“ setzen. In der Zwischenzeit hat sich auch eine Vertrautheit und Verantwortung zu den Geflüchteten entwickelt. Das Netz der Ehrenamtlichen ist an manchen Stellen schon recht gut geflochten, so dass eine neue Wohnmöglichkeit angeboten, in anderem Fall eine Betreuung weitergegeben und vielleicht sogar Hilfe für Angehörige bei der Aufgabe häuslicher Pflege vermittelt werden konnte. Aufgaben und Anforderungen sind sehr vielfältig und ergeben sich oft aus der Situation heraus. Sehr willkommen ist weitere Unterstützung in unserem Helferkreis.

An den anderen Tischen wurden wieder - mit Kopfschütteln begleitet - diverse amtliche Formulare ausgefüllt. Wir lernten nebenbei, dass in der Ukraine seit langem alles nur noch online mit dem Smartphon erledigt wird und Wartezeiten auf Ämtern entfallen. Um die Sprachlehrer sammelten sich Personen, die gerne auch noch an einem Sprachkurs teilnehmen möchten. So konnten alle drei Kurse bis zu acht Personen aufgefüllt werden. Drei Wochen á vier Vormittage wird dort nun gebüffelt.

Im Flur wurde gebaut, gebastelt, gemalt und gehüpft. Danke an den CVJM! Das Temperament der Kinder ist sehr unterschiedlich, einige sind sehr konzentriert in ihrem Vorhaben, auf andere muss intensiv geachtet werden. Wenn so ein kleiner Hüpfer plötzlich nicht mehr zu sehen ist, ist der Adrenalinstoß zu spüren. Wie gut, dass der Ausreißer schnell wieder auf dem Weg in den Kurpark eingefangen werden konnte.

Eine besondere Hilfe erreichte uns durch einen Telefonanruf. Paulina teilte uns mit, dass Ihre Schulklasse mit dem Verkauf von selbstgebackenem Kuchen eine Spendenaktion veranstaltet hatte. Die Bilder, die uns täglich erreichen, sind auch für Kinder bedrückend und unverständlich. Auch sie möchten Menschen in Not helfen. Dies empfinden wir als eine ganz besondere Unterstützung!

Schließlich kehrte auch Montag spät Nachmittag wieder Ruhe ein. Der Staubsauger sammelte die letzten Kuchenkrümel zusammen. Die Tische standen wieder an Ort und Stelle, der Küchenbereich ist bereit für den nächsten Einsatz.

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5. Begegnungs-Café

Die Kinder hatten schon darauf gewartet. Jahrelang stand der Bollerwagen ungenutzt im Schuppen. Ein Reifen geflickt, alles auf Hochglanz gereinigt, bekommt er nun ein zweites Leben. Vollgefüllt, mit Spielzeug, Bällen, Hula-Hoop-Reifen,
Kuscheltieren und Bastelmaterial wurde er von den CVJM-Mitarbeiterinnen vor die Kirche gezogen. Endlich - waren sie da. Schnell wurde ausgepackt, jeder konnte sich aussuchen, wonach ihr und ihm der Sinn stand. In der Küchenecke war das heutige eingespielte Team schon seit über einer halben Stunde aktiv. Die Tische in kleinen Gruppen aufgestellt, Teller und Tassen aufgedeckt, der Kaffee duftete bereits und auf allen Tischen Platten mit leckerstem Kuchen. Das funktioniert alles so hervorragend, so dass ich mir keine Gedanken mehr machen muss, wie es sein wird, wenn ich nun ein paar Tage nicht mit dabei bin. Es berührt mich jedes Mal, wenn ich erlebe, wie wir uns aufeinander verlassen können. Es scheint, als wären manche Probleme schon gelöst, bevor sie überhaupt auftreten. Am Eingang begrüßte ein Flipchart die Ankommenden in deutscher Sprache, bis jemand gefunden war, die es auch in Ukrainisch darunterschrieb. Schnell waren alle Tische besetzt, die ausgelegten Infomaterialien gingen von Hand zu Hand. Der Kaffee schmeckt, der Kuchen konnte nicht vielfältiger und leckerer sein. In einer Runde wurden wieder die Formulare für die Anträge auf Grundsicherung ausgefüllt. Das betrifft im Moment fast jeden Geflüchteten. Der kleine Tisch war übervoll und doch passte noch immer ein weiterer Antragsteller mit in die Runde. An einem anderen Tische wurde fleißig an Netzwerken weitergesponnen. Bad Zwischenahn, Edewecht, Kommune, Diakonie, Kirche und vielleicht noch manche Knoten mehr. Es lässt sich jedenfalls nur etwas bewegen, wenn wir alle miteinander arbeiten. Und schon entstand wieder gab es neue Ideen. Es ist einfach toll, zu erleben, wie ein Gedanke den anderen aufweckt und aus unausgegorenen Einfällen konkrete Unternehmungen werden, in die sich einbringt, wer immer irgendetwas dazu beitragen kann. „Für die Familien mit Kindern sollte doch einmal etwas Besonderes organisiert werden“, war die Idee. Eine Fahrt in den Freizeitpark nach Jaderberg. Da wird man doch wohl genügend Sponsoren mobilisieren können, um einen ganzen Bus voll zu bezahlen. Gesagt, getan! Einer kümmert sich um die Sponsoren, ein anderer um die Institution, die das unter ihre Fittiche nimmt. Der nächste um einen Termin, den Bus und was es noch alles zu bedenken gibt. Wann es stattfinden wird, wo man sich anmelden kann – vielleicht kann das alles schon nächsten Montag bekanntgegeben werden.

Die katholische Gemeinde veranstaltet am kommenden Samstag ein Minigolf-Tournier mit anschließendem Grillen. Die ukrainischen Kinder und Jugendlichen in Bad Zwischenahn sind herzlich dazu eingeladen. Aber natürlich muss einiges vorbereitet werden. Wie viele werden mit dabei sein? Gleich hat sich eine junge Frau bereit erklärt, dies alles über die digitalen Gruppen zu klären. Nun freuen wir uns auf die Berichte am kommenden Montag. Inzwischen haben sich auch die drei Lehrkräfte der Sprachgruppen zusammengesetzt und erzählen voller Begeisterung über die Lernerfolge. Fast schon die Hälfte der geplanten Zeit ist vorüber. Man kann dann doch nach drei Wochen nicht einfach so aufhören. Ob oder wie es weitergehen könnte, muss nun auch noch überlegt werden, aber diese Kurse sollen erst einmal mit einem Mini- Abschlussfest im Haus Feldhus und vielleicht sogar mit einem schönen „Zertifikat“ enden. Natürlich gibt es auch hier schon weitergehende Ideen. Junge Menschen werden, wenn sie nicht in die Ukraine zurückgehen können/wollen, sicherlich den offiziellen Integrationskurs mit mindestens 700 Unterrichtsstunden mit machen. Was aber wird mit denen, die kein Anrecht mehr auf diesen Kurs haben (weil sie z.B. aus Altergründen) dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen. Damit es nicht genauso geht wie bei den „Gastarbeitern“, von denen manche Frauen seit Jahrzehnten hier unter uns sind und noch immer nicht unsere Sprache sprechen, könnte  vielleicht gerade älteren Frauen so eine Basis-Einführung angeboten werden. Überhaupt bewegt mich manchmal, wie wir zu einer Begegnung einladen, die aber, da ich kein Ukrainisch spreche, oft nur aus einem Lächeln besteht. Die tiefen Sorgen dieser Menschen können wir gar nicht ansprechen. Vielleicht finden wir mit der Zeit auch da Wege zueinander. Vertrauensvolles Umgehen zwischen Gastgebern und Geflüchteten, freundliches Begegnen, einander Zuwinken und Grüßen, wenn wir uns auf der Straße treffen, ist sicherlich ein guter Anfang.

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Begegnungs-Café am 24.07.2022

Gibt es gar nichts Neues zu berichten? Wochenlang schon keine Informationen mehr!

Doch! Es geht genauso munter weiter.

Was ist denn hier los? Viele Jugendliche mit irgendwelchen Formularen in der Hand in einer langen
Schlange. Gibt’s da was geschenkt? Genau so - der CVJM hatte in den letzten Wochen jeweils an
mittwochs einen Raum zum Treffen, Klönen und Spielen zur Verfügung gestellt. In heißen
Sommertagen könnte man sich aber besser im Schwimmbad vergnügen. Deshalb entstand die Idee,
den Jugendlichen eine Saisonkarte für das Schwimmbad zu schenken. Sponsoren wurden gesucht
und gefunden. Schließlich übernahm die Erwin-Röske-Stiftung die ganze Summe. Das wäre sicherlich
auch wirklich im Sinne von Herrn Röske gewesen, dem die Hilfe bei Kriegsfolgen aus eigener
Erfahrung sehr am Herzen lag. Nun bekamen alle, die auf der Liste standen, die entsprechenden
Unterlagen, um sich das Ticket an der Kasse des Schwimmbads abzuholen. Das haben wohl alle noch
am letzten Montag gleich ausgenutzt. Am liebsten hätte natürlich jeder eine Saisonkarte gehabt.
Aber mit „leeren Händen“ musste niemand gehen. Der Kuchen war wieder köstlich und wichtige
Informationen und Hilfe gab es auch. Dank der fleißigen ehrenamtlichen Helferinnern und Helfern,
die vom Backen über Tischerücken, Eindecken, Bedienen, Abdecken, Abwaschen, Staubsaugen und
Freundlichsein immer ganze Arbeit leisten!
Mit dem Sozialamt konnte nun auch geklärt werden, dass mindestens eine Übersetzungskraft mit
dabei ist. Es ist zwar nett, wenn man sich freundlich anlächeln kann, aber wirkliche Hilfe ist erst
möglich, wenn die Kommunikation klappt. Und das klappt, wenn Margarita, Katharina, Svedlana,
Larissa oder Maria dabei sind. Wie selbstverständlich gehen sie von Tisch zu Tisch, beantworten
Fragen, geben Ratschläge, helfen beim Ausfüllen von Formularen (Familiengeldanträge,
Krankenkasse, Sozialhilfe, Rundfunkgebührenbefreiung, Privathaftpflichtversicherung,
Kindergartenaufnahme uvam.) – das gehört einfach dazu, wenn man bei uns lebt – eine der ersten
Lektionen für Geflüchtete.
Es ist unser Anliegen, konkrete Hilfe zu leisten, über Themen zu informieren, die wichtig sind, auf
Angebote hinzuweisen, die hilfreich sein können. Das waren z.B. Themen der letzten Treffen:
Besteht Interesse an einem niedrigschwelligen Sprachkurs (100 Stunden), der sogar mit A1 oder A2
abgeschlossen werden könnte? Die Liste füllte sich schnell. 19 Personen haben sich gleich
eingetragen. Viele haben natürlich Zugang zu den offiziellen Integrationskursen (mindestens 700
Stunden). Aber eben nicht alle. Wer dem Arbeitsprozess nicht (mehr) zur Verfügung steht, bekommt
ihn nicht. Mütter können wegen ihrer kleinen Kinder nicht daran teilnehmen, andere stehen auf der
Warteliste, möchten aber schon mit der Sprache beginnen. So wird es diesen Sprachkurs demnächst
als Angebot über das Ev. Bildungswerk Ammerland geben.
Ein großes Problem kann ein kleiner Schaden sein, den jeder – ob Erwachsener oder Kind - schnell
verursachen könnte. Dann flattern Schadenersatzansprüche ins Haus. Wichtig ist für die ganze
Familie eine Privathaftpflichtversicherung. Dazu gab es ausführliche Infos. Die Übersetzerinnen
waren bei allen Nachfragen in unermüdlichem Einsatz.
Über die Möglichkeiten, trotz Sozialhilfe durch Arbeit etwas dazuzuverdienen, war auch für mich sehr
interessant und z.T. eine neue Erkenntnis. Es ist eben nicht so, dass alles von der Sozialhilfe
abgezogen wird. Arbeit lohnt sich! Ich bin stolz, dass ich in einem System leben kann, dass Menschen
so lange unterstützt, bis sie sich durch eigene Arbeit selbst versorgen können.
Ein ganz wichtiges Thema steht für kommenden Montag auf dem Programm. Was tun, wenn wir
krank sind? Hausarzt, Facharzt, Krankenkasse, ärztlicher Notdienst, 116117 usw.) Mit einer
PowerPoint-Präsentation (diesmal wohl in ukrainischer Schrift) wird unser Gesundheitssystem
erklärt. Ich kann mir vorstellen, dass es wieder mucksmäuschen still ist und viele Fragen von den Übersetzerinnen zu beantworten sein werden. Für sie ist es wieder eine Herausforderung an
Konzentration und Aufmerksamkeit.
Auch auf den Schutz vor Corona müssen wir eingehen. Es ist so schön, dass wir uns endlich wieder
frei und ohne Maske begegnen. Aber die täglich neuen Zahlen sollten uns zur Vorsicht ermahnen. Ich
habe mir jedenfalls vorgenommen, meine Maske zu benutzen, um mich und andere zu schützen.
Immerhin ist nicht nur bei mir eine rote Kachel auf der CoronaWarnApp aufgetaucht, mit dem Datum
des letzten Begegnungs-Cafés. Auf keinen Fall sollte niemand zum Begegnungs-Café kommen, der
entsprechende Symptome hat!
Wenn die Tische schon wieder abgeräumt, abgewischt sind und das Geschirr abgewaschen, dann gibt
es noch immer eine kleine vertrauensvolle Runde, wo wohl sehr private Dinge, Gefühle und Ängste
besprochen werden und auch manche Träne verstohlen weggewischt wird. Dann kommen auch die
neusten Nachrichten aus der Heimat zur Sprache. Verstehen kann ich das alles nicht, aber aus dem
Abstand erkenne ich es an den Gesichtern, den ernsten Mienen und dem gedämpften Ton.
Wir wollen helfen. Das kann uns gelingen bei den äußerlichen Sorgen, dem Einleben in eine zum Teil
unbekannte Welt. Das können wir auch mit Google-Übersetzer und besseren oder weniger guten
Englischkenntnissen, auch mit „Händen und Füßen“ erreichen. Aber manchmal bewegt mich als
Seelsorger die Frage, wie kann ich die Menschen in ihren inneren Nöten und Ängsten erreichen und
trösten. Dann bin ich froh, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei zu haben, die dieselbe Sprache
sprechen und vielleicht sogar dieselben Sorgen haben, weil auch deren Freunde oder Verwandte in
den Kriegsgebieten leben.
Anfangs kamen immer etliche Kinder mit, um die sich dann Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
CVJMs kümmerten. Dieses Angebot wird nun wohl nicht mehr benötigt. Der Bollerwagen mit dem
Spielzeug wurde nicht vermisst. Danke, Frauke und Ihr anderen CVJMler*innen, für die geschenkten
Stunden.
Die Gemeinde Bad Zwischenahn hat mir eine Liste zur Verfügung gestellt, die die Adressen enthält,
bei denen gespendete Fahrräder abgeholt werden könnten. Manche Neuzugezogene haben
inzwischen nicht nur gelernt, dass das Ammerland ein Fahrrad-Land ist, sondern auch das
Fahrradfahren. Gerne vermitteln wir weiter Fahrräder und die Fähigkeit es zu benutzen.
Jetzt in der Sommer- und Ferienzeit möchten wir gerne gerade den Müttern/Familien mit Kindern
Abwechslung und Freude bieten. Ein Ausflug in den Freizeitpark Thüle könnte so ein Ereignis werden.
Dazu benötigen wir wieder Sponsoren. Gute Ideen sind gefragt! Einiges haben wir schon zusammen.
Nun heißt es, so ein Ereignis zu organisieren. Es wird nicht langweilig

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Begegnungs-Café 08.08.2022

Begegnungs-Café am 08. August 2022
Wie gut, dass Google-Maps sich auch irren kann! Wir waren angemeldet bei Hausnummer 18,
standen vor Nummer 16, dann wird also das nächste Haus 18 sein. Leider falsch. Es war 14, was wir
aber erst merkten, nach wir schon geklingelt hatten. „Entschuldigung, wir haben uns geirrt!.“ Also
zurück zu 18. Nur stand da ein falscher Name. Ein neuer Anruf. Nur der AB! Was nun. wir waren doch
verabredet, um das Fahrrad abholen, das für Geflüchtete zur Verfügung gestellt worden war.
Aber war da nicht noch ein anderer Name auch in dieser Straße auf der Spendenliste? Hausnummer
8. Neuer Anruf, „Ja, das Rad ist noch da“. Aber auch bei 8 steht ein falscher Name an der Tür. Nun
endlich kann der Zweifel an Google-Maps auf. Wir waren in eine falsche Straße gelotst worden.
Tawheed aus Afghanistan hatte ich gerade an diesem Nachmittag im Begegnungs-Café
kennengelernt. Seit zwei Wochen wohnt seine Familie hier in Bad Zwischenahn. Auf Englisch konnten
wir uns gut verständigen. „Dies ist nicht die Straße, in der ich wohne“, sagte er. Auf der Spendenliste
sind nämlich genau in seiner Straße zwei Fahrräder angeboten. Inzwischen waren schon andere
Anwohner auf unser rotes Auto aufmerksam geworden und fragten, wie sie uns helfen können: „Ach
so, sie wollen zu DER Familie, die wohnt gleich um die Ecke.“ Also noch einmal ein Stück weiter in die
richtige Straße eingebogen; dann standen wir endlich vor einem der gesuchten Häuser. Bei der
ersten Adresse sollte es ein Herrenrad geben, hier nun ein Damenrad.
Er hatte mir von seiner Familie erzählt. Auch seine Geschwister brauchen Fahrräder. Mann kann
natürlich auch auf einem Damenrad fahren, aber wenn er das andere auch bekommen kann, dann
wäre dieses gleich für seine Schwester. So kam es dann auch. „Das ist doch unser Nachbar, dann
werden wir unserem Fahrrad ja noch oft begegnen“, sagten die ehemaligen Besitzer. „Können wir
denn noch anders helfen?“ Tawheed war so sprachlos, dass er auf diese Frage im Moment nicht
antworten konnte. Es gibt sie doch noch: die Willkommenskultur unter uns! Als er mit dem Rad dann
zwei Häuser weiter fuhr und es seiner Schwester zeigte, strahlte sie:“Das ist für mich? mein
Fahrrad?“
Und nun noch zu Hausnummer 18. „Ich habe schon gewartet und das Fahrrad bereitgestellt.“ Ein
schönes Herrenrad, mit dem Tawheed nun viel unterwegs sein wird. Und auch hier wieder die Frage:
„Kann ich noch anderes helfen?“ „Gerne“, war meine Antwort. „Im Begegnungs-Café brauchen wir
noch Unterstützung.“ Ich glaube, ich habe nun eine neue ehrenamtliche Mitarbeiterin gewonnen.
Aufregend begann schon der Nachmittag. Ich konnte sie gar nicht zählen. Bestimmt waren wieder 80
oder noch mehr Personen zum Begegnungs-Cafe gekommen. Durch die Netzwerke war die Info
gegangen, dass man sich für eine Fahrt in den Freizeitpark Thüle anmelden kann. Einen Bus für 50
Personen hatte ich bereits gebucht. Wird er überhaupt voll werden? Schneller als gedacht – und die
Schlange war noch längst nicht zu ende. Glücklicherweise konnte ich telefonisch auf einen 79er Bus
umsteigen. Mehr sollten es aber nicht werden. Am 22. August geht’s am ZOB in Bad Zwischenahn los.
Ein anderes Thema stand auf unserer Agenda. Margarita gab Informationen zum Thema:‘Mein Kind
geht bald zur Schule in Deutschland. Was sollte ich dazu wissen?‘ Viele Mütter waren gekommen.
Lebhafte Diskussionen konnten wir verfolgen, auch wenn wir nichts verstanden. Jemand von den
Helfern meinte, dass es doch sehr interessant wäre, wenn wir hören könnten, wie unser deutsches
System von Gesundheit (letzte Woche) und Schule/Bildung von außen gesehen wird.
Der Lärmpegel war enorm. Es gab ja nicht nur das eine Thema. Manchmal geht alles durcheinander.
Viele wollten vor dem Ende noch ihre ganz speziellen Fragen stellen. Einer wollte wissen, ob er hier
auch angeln kann. (Ein Telefonat heute Morgen ergab, dass es im Fischereiverein leider niemanden
gibt, der ukrainisch oder russisch spricht.) Ganz nebenbei konnte noch ein weiteres Fahrrad
vermittelt werden. In der Edewechter Gruppe kümmert man sich um sehbehinderte und blinde

Geflüchtete. Wie können wir ihnen helfen, auch an Sprachkursen teilzunehmen. Diese Problematik
gibt es bei uns auch. Wir wollen Kontakt miteinander halten.
Der Kuchen ist dieses Mal wohl bis auf das letzte Stück aufgegessen worden. Kaffee gab es auch nicht
mehr. Und Hajo hatte wieder gut zu tun, um alle Krümel aus dem Teppichboden zu saugen.
Am nächsten Montag werden wir erst einmal Gäste aus der Gastronomie und Personalverwaltung
der REHA-Klinik bei uns haben. Sie informieren über den Arbeitsmarkt und die Möglichkeit,
Ausbildung- oder Arbeitsstellen im Ammerland zu bekommen. Hoffentlich haben wir bei diesem
wichtigen Thema auch Übersetzerinnen(!), denn die bewährten Kräfte werden ausnahmsweise nicht
zu Verfügung stehen.
Eines der nächsten Themen könnte unser Abfallentsorgungssystem sein, wenn wir eine Fachkraft
engagieren können, die uns darüber informiert. Ich erinnere mich noch an die fragenden Gesichter
der Geflüchteten 2014/15, wie ihnen bei Ihrer Anmeldung als erstes eine Rolle gelber Abfallsäcke in
die Hand gedrückt wurde, bevor sie überhaupt ihre Wohnung bezogen hatten.
Die Themen werden uns nicht ausgehen. Aber mindestens genauso wichtig ist die Möglichkeit der
Begegnung der Geflüchteten untereinander und mit uns Einheimische